Die Giesserei und der Arbeitsablauf

Aus Höllenfeuer zu himmlischen Klängen

Glocken haben nicht nur einen himmlischen Klang, sondern diente früher auch zur Bestimmung der Zeit. Der aufwändige Herstellungsprozess hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert. Das Wissen um den perfekten Guss wird in unserer Familie seit Generationen weiter gegeben.

1. Aussuchen der Glockenmodelle

Sie können bei und aus 50 verschiedenen Glockenmodelle Ihre gewünschte Glocke aussuchen. Die Modelle sind zum Teil über hundert Jahre alt und bestehen noch aus Blei oder sogar aus Holz. Unser Vater, ein gelernter Modellschreiner, hat auch allerhand Modelle selbst konstruiert. Der Ton der Glocke variiert je nach Modell – wir führen Bass, Halbbass, Halbhoch, Hochton und Übertöner.

2. Aufformen des Mantelstücks

Nachdem Sie sich ein Glockenmodell entschieden haben, formen wir dieses in unserem Geschäft mit einem Quarzhaltigen Natursand. Der Sand wird ohne Chemie und ausschließlich mit Wasser aufbereitet. Je nach Modell wird passend der zweiteilige Formkasten ausgesucht und mit Talkum bestäubt, damit der feuchte Sand am Modell nicht haften bleibt. Im nächsten Arbeitsschritt geben wir den grösseren Teil des Formkasten über das Modell und füllen es Stück für Stück mit Sand auf. Fast zuoberst angekommen wird in die Aussparung im Modell der Lätsch eigesetzt, an diesem später der gewünschte Riemen angebunden werden kann.

3. Aufformen des Kernstücks

Beim Aufformen des Kernstücks wird eine Kernstütze verwendet, damit der auf dem Kopf hängende Kern beim Giessen nicht in das Mantelstück fällt. Danach wird der kleinere Teil des Formkasten aufgesetzt und die Glocke fertig aufgeformt. Sobald die Glocke fertig aufgeformt ist, wird ein Einguss gemacht und Guss-Kanäle bis auf die Innenseite des Modells gestochen. Danach wird der zweiteilige Formkasten auseinander genommen, um die Glocke beschriften zu können.

4. Beschriftung des Mantelstücks

Zur Beschriftung der Glocke werden verschiedene Stempel verwendet, die vorsichtig in den Sand gedrückt werden. Gerne können Sie auch spezielle Stempel bei uns bestellen. Je nach gewünschter Schrift oder Anlass, wird Ihre Glocke individuell von uns gestaltet.

5. Vorbereitung des Kernstücks

Um das Kernstück vorbereiten zu können, wird das Modell entfernt und die Einguss-Kanäle vergrössert, damit das Metall später schön fliessen kann.

6. Vorbereitung zum Giessen

Sobald beide Teile der aufgeformten Glocke fertig sind, werden diese wieder zusammengefügt und zum Giessen bereitgestellt.

7. Giessen der Glocke

In aller Frühe wird unser Schmelzofen angefeuert, damit die Glockenspeise, die aus 80 % Kupfer und 20 % Zinn besteht, schmilzt. Hat die Glockenspeise eine Temperatur von zirka 1280 Grad Celsius erreicht, kann der Guss beginnen. Danach muss die Glocke etwa 15 bis 20 Minuten auskühlen. Während dieser Zeit wird der Schmelzofen wieder mit Kupfer gefüllt, um die Restwärme zu nutzen.

8. Auspacken der Glocken

Nun ist der Moment gekommen, an dem wir die fertige Glocke aus der Sandform lösen und die Einguss-Kanäle abschlagen. Jede Sandform kann nur einmal benützt werden, da sie beim Auspacken zerstört wird. Im nächsten Arbeitsschritt werden die Überreste der Einguss-Löcher abgestochen, die Kante geschliffen und die Glocke zum Sandstrahlen weiter gereicht.

9. Abdrehen der Glocke

Beim Abdrehen der Glocke wird mit einer Wasserwaage und viel Fingerspitzengefühl der Lätsch gerichtet. Vor dem Abdrehen werden die Wappen und die Beschriftung geschliffen, damit diese schön glänzen. Danach wird die Glocke in die Drehbank eingespannt und mit einer feinen Stahlbürste poliert. Um den wunderschönen Glanz zu erhalten, wird im nächsten Arbeitsschritt in den vorhergesehenen Rillen die Glocke abgedreht. Sobald die Glocke fertig abgedreht ist, wird der passende Kallen ausgesucht und eingesetzt. Die Kallen werden auch bei uns im Haus zweimal im Jahr aus Messing gegossen.

10. Sattlerei

Bevor die Glocke abholbereit ist, wird sie in unserer Sattlerei mit Riemen in verschiedenen Ausführungen vollendet.